Rugby: ein Kampfsport aus pädagogischer Sicht

Häufig kommen bei der Erwähnung des Rugby-Sports unweigerlich Assoziationen eines wilden Handgemenges auf, bei dem alles erlaubt scheint und nur die Stärksten bestehen würden. 

Lehrpersonen gehen dementsprechend oft davon aus, dass dieser Sport für Kinder und Jugendliche ungeeignet sei. Eine eingehende pädagogische Betrachtung von Rugby, sowie Millionen von Kindern und Jugendlichen, welche weltweit diesen Sport betreiben, beweisen jedoch das Gegenteil. 

Dieses Faktenblatt stellt in wenigen Sätzen dar, weshalb Rugby pädagogisch wertvoll und für Schülerinnen und Schüler sehr geeignet ist.

Rugby als Beitrag zur Gewaltprävention

Die meisten Menschen (besonders Kinder und Jugendliche) scheinen ein Ventil für die aufgebaute Energie (Aggression oder Frust) zu benötigen. Dass Sport grundsätzlich eine Ventilfunktion übernehmen kann, stellt kein Novum dar und wird von pädagogischer Seite weltweit anerkannt.

Hinzu kommt, dass Gewaltanwendung oder Machtwünsche archaische Grundbedürfnisse des Menschen zu sein scheinen. Da die Gewalt erfahrungsgemäss nicht auszurotten ist, sollten die Menschen von Kindsbeinen an lernen, damit umzugehen. Rugby stellt eine Möglichkeit dar, diesen Umgang geordnet und kontrolliert zu erlernen. Dies kann dazu führen, dass die Bedürfnisse nach Gewaltanwendung und Machtausübung nicht im Alltag gelebt werden müssen, wo sie keinen Platz haben.

Rugby fördert Empathie

Empathie stellt eine wichtige Grundlage für soziales Handeln dar. Sie ist die Basis jeglicher Sozialkompetenz eines Menschen und dementsprechend unbedingt zu fördern. Um Empathie üben zu können braucht es immer methodische Hilfskonstruktionen. Dabei ist es wichtig, dass für alle Beteiligten Grenzüberschreitungen direkt spürbar oder zumindest gut nachvollziehbar werden. Im Rugbyspiel ist für die Jugendlichen einfach zu erkennen, dass Freude und Spass am Spiel nur dann zu erreichen sind, wenn die Partner körperlich und seelisch unversehrt bleiben. Fehltritte werden häufig von der spielenden Gruppe selbst geahndet und sind direkt spürbar.
 

Rugby fördert die Teamfähigkeit

Rugby stellt in dieser Form die einzige Teamkampfsportart weltweit dar. Der Aufbau und die Spielweise von Rugby führen dazu, dass das Zusammenspiel und das Teamwork massiv stärker als bei anderen Sportarten (z.B. Fussball, Basketball, Unihockey) im Vordergrund stehen. Einzelläufe (Dribblings) sind nur sehr eingeschränkt möglich, alleine hat man keine Chance. Nur durch gemeinsames Vorgehen, Zusammenspiel und durch explizite (physische) Unterstützung kann das Ziel des Spiels erreicht werden.

Rugby ist leicht zu erlernen, die Regeln sind variabel und veränderbar

Die Grundtechniken von Rugby sind Laufen, Werfen, Passen und Fangen; Grundfertigkeiten, die relativ leicht zu erlernen sind. Selbstverständlich gibt es, wie bei allen anderen Sportarten, ein umfassendes Regelwerk. Die Regeln können jedoch an individuelle Umstände und Bedingungen angepasst werden (z.B. Koedukation). Zudem können die Grundregeln und ein Verhaltenscodex gemeinsam mit den Jugendlichen erarbeitet werden.